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transparent Arbeiten im Deutschen Architektur Zentrum
vom 13. Juni bis 17. Juli 2002 in Berlin
Katalog mit einem Beitrag von Daniela Dahn

Späte Himmel
Zu Bildern von Georg Weise

Hochspannung. Bedrohlich schwarze Masten, Kreuze, Galgen. Gefährliche Drähte zerschneiden Luftwolken. Geborstene Leitungen greifen wie wilde Fangschlingen nach dem Betrachter. Peitschende Seile auf die geschundene Seele. Dem spontanen inneren Ducken folgt ein staunendes, befreites Aufrichten im Lasso dieses ästhetischen Codes. Der uns die Übersetzung von Glücklosigkeit und Angst in die Sehnsucht nach dem Schönen offenbart. Hinübergeholt aus der Sprachhemmung durch Georg Weises unverwechselbare Bildsprache. Die uns nicht verschont vor der beunruhigenden Gewißheit: Am meisten bedroht uns, woran wir am stärksten hängen.
Wie an diesem Lebenssaft in den Masten, dieser fließenden Energie, diesem Thermostat des Wünschens. Strom, Strom, Starkstrom. Gebraucht jederzeit – und sei es zum Kochen des Teers.
Teer - Farbe der glänzenden Traurigkeit. Des tiefschwarzen Pechs. Für Höllen- und Himmelsbilder. Im schönen Schnörkel geborgen die verwunschene Hölle, drohend der heilige Himmel. Schwebend unfassbare Gebilde dazwischen. Bevor noch verstanden, schon wieder zerronnen. Und doch mit grafischer Klarheit fixiert. Zwischen Schwarz und Weiß, zwischen himmelhoch und zutode - eine tragfähige Brücke aus Grautönen. Ich, Georg Weise. Selbstbewußte Bewußtseinszustände, zuständehalber ...
Denn dieses Ich ist nicht nur um seiner selbst willen nassgeweint. Ich, Georg Weise in der Welt. In dieser verworfenen Welt. In der die Menschen ihre besitzmarkierenden Eisengitter in die Landschaft rammen; in die Landschaft der Herzen.
Und wieder pfeift ein Lasso. Diesmal von Satan, der sich als Engel des Lichts verstellt. Aber als Engel der Dunkelheit verurteilt er seine Beute zu jenseitigen Gefühlen. Malend kann Georg Weise dem Zugriff entweichen, lachend einen weiß leuchtenden Kondensstreifen hinterlassend. Und die geglückte Flucht befreit auch den Betrachter. Von der Unfähigkeit zur Grenzüberschreitung, von der Scheu, Geheimnisse schauen zu wollen. Über die Kunst des Bestehens.
Georg - der Glückliche.
Daniela Dahn